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Klassenblick 2sb


               «Nicht so schlimm, wie im Brief»




               Von Anastasija Fusuljevic
























               Schwere Schnaufer und ein steiler Waldweg –      Als sie  nun endlich  ankommen, ist die Stim-
               unterwegs auf den Creux de Van erleiden wir      mung ein wenig angespannt, sie lockert sich al-
               Schmerzen an den Füssen und in den Beinen.       lerdings schnell wieder. Dies geschieht vor al-
               Das strenge Wandern dauert an sich schon ins-    lem an dem Punkt, als wir uns gegenseitig Lie-
               gesamt fünfeinhalb Stunden. Dafür dürfen wir     der zeigen. Uns zeigt man französischen Rap –
               auf dem berühmten Creux du Van eine atembe-      wie beispielsweise «Désaccordé» von Vald und
               raubende Aussicht geniessen. Die Felswände       von unserer Seite aus zeigen wir ihnen viele
               und die dicht bewaldeten Hügel gegenüber von     deutsche Rapper.
               uns hinterlassen in unseren Köpfen ein unver-    Der Tag neigt sich dem Ende zu und die Klasse
               gessliches Bild einer so schönen Aussicht.
                                                                verabschiedet sich. Davor tauschen wir unterei-
                                                                nander die Handynummern und Snapcodes aus.
                                                                Unsere Wege trennen sich  –  die Colombier-
                                                                Klasse ist auf dem Nachhauseweg, während wir
                                                                ins Lagerhaus reingehen um das Gröbste aufzu-
                                                                räumen und zu putzen.

                                                                Nach  einem solch  ereignisreichen  Tag  gehen
                                                                wir erschöpft ins Bett und schlafen wie Babys.
               Unterwegs dürfen wir Bekanntschaft mit Hoch-
               landrindern machen. Deren Ruf begleitet uns,
               bis  sich die Wanderrichtung steil  abwärts än-
               dert. Um die Schmerzen zu mildern und zu ver-
               gessen und um die Zeit zu verdrängen, knobeln
               wir an schwierigen Rätseln, bis uns auffällt,
               dass wir schon bald wieder zivilisiert  in
               Neuchâtel ankommen.

               Erschöpft kehren wir zurück in unser Lagerhaus
               und bereiten anschliessend alles vor für unsere
               Gäste, die Klasse aus Colombier, welches direkt
               neben Boudry liegt. Der Grill wird geheizt und
               Tische und Bänke werden aufgestellt. Drei
               Schüler unserer  Klasse erwarten die Franzö-
               sischsprechenden gespannt vor dem Haus.

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